Die 7 häufigsten SEO-Fehler von Unternehmen
Ein Artikel von Kirsten Bringmann

SEO-Fehler 1: Auf irrelevante oder unrealistische Keywords setzen

Unter Ihrem eigenen Namen oder Firmennamen sollten Sie selbstverständlich gefunden werden, keine Frage. Nichts ist fataler als wenn ein potentieller Kunde bereits von Ihnen gehört hat, Sie oder Ihre Firma aber im Netz nicht (sofort) findet. Darüber hinaus sollten Sie sich aber Gedanken darüber machen, für welche Dienstleistung Sie stehen, welche Produkte Sie vertreiben und wie Ihr Kunde danach suchen könnte. Wenn Sie bei einer Produkteinführung nur auf den Produktnamen optimieren, der vielleicht noch aus einer für Außenstehende kryptischen Buchstaben/Zahlenkombination besteht, mögen Sie damit vielleicht relativ schnell auf den ersten Plätzen der SERPS (Abkürzung für Search Engine Result Pages also den Suchergebnis Seiten) stehen. Das Kürzel oder der Produktname mag für Fachleute noch so einleuchtend sein: Sofern Sie nicht ein ausreichendes Budget zur Verfügung haben um es begleitend durch TV-Spots und andere klassischen Werbemaßnahmen entsprechend bekannt zu machen, wird keiner danach suchen.

Viele Unternehmer haben zwar eine Idee davon, auf welche Keywords sie gerne optimieren würden und haben sich auch intensiv in Brainstormings ect. mit diesen auseinander gesetzt. Ein Fehler, der ebenfalls häufig gemacht wird ist sich unrealistische Ziele zu setzen: So wird es beispielsweise ein Kunstschmied schwer haben deutschlandweit mit dem Keyword „Damastmesser“ zu ranken, wenn er als Einzelkämpfer gegen große Onlineshops antreten will, die naturgemäß ein viel größeres Budget und ein vielfaches an Manpower zur Verfügung haben. Meine Empfehlung wäre sich in solchen Fällen zunächst auf lokales SEO zu konzentrieren und z.B. auf „Damastmesser Leverkusen“ zu optimieren. (Google Maps Eintrag nicht vergessen!) Zudem sollte man sich bewusst machen, welche Nische man bedienen kann. In unserem Beispiel könnte sich der Kunstschmied auf Nischen-Keywords wie „Damastmesser schmieden“, Damastmesser schmieden lernen“ oder „Schmiedekurs Damastmesser“ konzentrieren. Er könnte über die Ergebnisse seiner Schmiedekurs-Teilnehmer berichten, über das Erlernen der Schmiedekunst an sich schreiben oder die verschiedenen Schmiedetechniken vorstellen und sich so nach und nach seine Leserschaft und damit seinen Kundenkreis aufbauen.

SEO-Fehler 2: Lieblose Beiträge erstellen

SEO funktioniert nicht mehr so wie vor drei bis fünf Jahren: Es reicht nicht mehr lieblose Texte zu verfassen, womöglich einfach von anderen Seiten zusammen zu kopieren und diese an den „richtigen Stellen“ oft genug mit dem gewählten Keyword zu garnieren. Die Keyword-Dichte an sich ist zudem längst nicht mehr so relevant. Das Ranking einer Website wird immer mehr vor allem von inhaltlicher aber auch von technischer Qualität beeinflusst, die dem Nutzer eine positive Erfahrung bringen. Es ist relevant interessant über sein Thema zu berichten, sodass die Zielgruppe merkt, dass man mit Begeisterung und Herzblut bei der Sache ist und Lust hat die Texte zu lesen. Zudem sollte man das Thema möglichst umfassend behandeln. Im Idealfall hat der User nach dem Lesen Ihres Artikels keine weiteren Fragen mehr zur behandelten Problemstellung oder dem beschriebenen Produkt und fühlt sich von Ihrem Schreibstil angesprochen. Schreiben Sie in der Sprache Ihrer Zielgruppe ohne sich zu verkünsteln. (Handwerker, Philosophen, Sportler oder Wissenschaftler drücken sich nun mal unterschiedlich aus.)

SEO-Fehler 3: Mangelnde interne Kommunikation

Sie mögen jetzt denken: „Moment – Ich möchte etwas über SEO lernen und Sie kommen mir mit interner Kommunikation? Frau Bringmann, das kann nicht Ihr Ernst sein?!“ Doch, ist es. Und ob! Und zwar selbst dann, wenn Sie Einzelunternehmer sind. Führen Sie sich zunächst die verschiedenen Aspekte Ihres Tuns vor Augen: Sie sind als Einzelunternehmer Ideengeber, Umsetzer, Produktmanager, Marketingverantwortlicher und Kundenberater in einem. Zudem müssen Sie noch Ihrem Chef Rechenschaft ablegen, was in diesem Falle ebenfalls Sie selbst sind. SEO ist letztendlich für Sie als Unternehmen eine abteilungsübergreifende Maßnahme und alle sollten oder mehr noch müssen an einem Strang ziehen. Ich setze einmal voraus, dass Sie als Leser dieses Artikels grundsätzlich Interesse an „Suchmaschinenoptimierung“ haben. Möglicherweise haben Sie auch bei einigen oder dem Großteil Ihrer Kollegen oder Mitarbeitern dieses Interesse bereits geweckt. Wenn aber jeder in allerbester Absicht „sein eigenes Süppchen kocht“, kann sehr viel Energie verpuffen, die man hätte potenzieren können, würde man Produktion, Produktmanagement, Marketing und Kundendienst bewusst zusammen arbeiten lassen. Stellen Sie Ihrem Kundendienst Fragen über Ihre Kunden, wie zum Beispiel: „Welche Fragen haben unsere Kunden zu unserem Produkt? Wie drücken sie sich aus, wenn sie nach Ergänzungsprodukten fragen? Welche technische Voraussetzungen sind unseren Kunden nicht klar? Welches Problem will der Kunde mit unserem Produkt lösen?“ Setzen Sie sich mit der Produktentwicklung zusammen und arbeiten die Alleinstellungsmerkmale heraus, fragen den Produktmanager nach seinen Zielen usw. Dies hilft sowohl bei der Keyword-Recherche als auch beim Schreiben einzigartiger Artikel immens, da Sie sich nicht nur mit Ihrem Produkt, sondern auch mit Ihrer Zielgruppe auseinander gesetzt haben.

SEO-Fehler 4: Versäumen oder sich scheuen bestehenden Content auf der Website zu veröffentlichen

Ein wichtiger Ranking-Faktor sind inzwischen die Nutzer-Signale. Von daher ist es nicht nur wichtig einen tollen Text zu verfassen, man sollte seinem Besucher auch Anreiz geben einige Zeit auf der Webseite zu verweilen. Oft gibt es bereits tolle Info-Grafiken, PDFs, Fotos oder gar Videos, die für viel Zeit- und Kostenaufwand für einen anderen Verwendungszweck produziert wurden. Manchmal passiert das nur aus bereits genannter mangelnder Kommunikation. Manchmal denkt man in der Hektik des Alltags einfach nicht darüber nach, dass man vielleicht schon einen uTube-Kanal hat und die Videos bei sich auf der Webseite an entsprechender Stelle einbetten könnte um den Benutzer auf der Seite zu halten. Aber Vorsicht: Bitte nicht einfach von der Website auf den uTube-Kanal verlinken! Die Konkurrenz ist nur einen Klick weit entfernt und Sie hatten den User bereits zu diesem Produkt oder Thema auf Ihre Seite gezogen; schicken Sie ihn also nicht in die Arme der Mitbewerber. Das mag für Sie selbstverständlich sein, habe ich aber schon häufig erlebt. Oft ist auch die Angst, dass der Mitbewerber online zu viel bzw. zu schnell etwas über das Produkt oder die Unternehmensstrategie erfährt, der Grund dafür bestehenden Content nicht für die eigene SEO-Strategie einzusetzen. Machen Sie sich jedoch bitte bewusst: Wenn Ihr Mitbewerber es darauf anlegt, Ihr Produkt zu kopieren oder optimieren, wird er es ohnehin tun. Jede Information, die Ihren Kunden offline zur Verfügung steht, steht auch Ihrer Konkurrenz zur Verfügung. Informationen online zu stellen hat nicht nur mit SEO, sondern primär mit Kundenfreundlichkeit zu tun.

SEO-Fehler 5: Content-Formate nur um des Content-Formats Willen einsetzen

Wenn Ihnen jetzt aufgefallen ist, dass Sie bereits ein Fotoshooting organisiert oder ein interessantes Video produziert haben, wird Ihnen dieser Fehler nicht (so schnell) unterlaufen. Sie haben sich bereits für ein Format entschieden und sind überzeugt davon. Wenn Sie jedoch gerade Feuer gefangen haben und sich überlegen, wie Sie Ihre Nutzer mit tollen Inhalten begeistern und zum verweilen bewegen können, sollten Sie sich Gedanken machen, welches Format Sie und Ihr Team oder Netzwerk besonders gut umsetzen können. Hat jemand in Ihrem Unternehmen Spaß daran zu einem Thema regelmäßig zu schreiben? Kann jemand in ihrem Team besonders gut fotografieren oder arbeiten Sie ohnehin mit einem professionellen Fotografen zusammen? Kann jemand aus Ihrem Team toll zeichnen? Was man überzeugend inhouse erledigen kann ist besonders authentisch, es muss einem aber liegen. Wenn Sie, nur weil es jetzt gerade (wieder) on vogue ist persönliche Pod- oder Videocasts online zu stellen, es Ihnen dabei aber gar nicht wohl ist, das Mikro in die Hand zu nehmen oder vor der Kamera zu stehen, auf dieses Format zurückgreifen, werden Sie damit keinen Erfolg haben. Das gleiche gilt für Fotos oder Grafiken. Salopp formuliert: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, aber ein schlechtes Bild kann noch so interessante tausend Worte auch ganz schnell „platt machen“, weil es amateurhaft oder noch schlimmer: unseriös wirkt.

SEO-Fehler 6: Die eigene Website zu wenig wichtig nehmen

Was die Rankings Ihrer Seite ebenfalls positiv beeinflusst, sind diverse technische Faktoren. So werden immer mehr Webseiten auf Mobil-Geräten angesurft, Suchmaschinen wie vor allem Google zeigen vermehrt Suchergebnisse auf den vorderen Plätzen, die sich darauf eingestellt haben („Responsive Design“). Der Aspekt „Positive Nutzererfahrung“ ist ein nicht zu unterschätzender Faktor: Wer auf Ihren Seiten gefunden hat, was er gesucht hat, sich je nach Thema gut beraten oder unterhalten bzw. letzten Endes wohl gefühlt hat, wird wieder kommen oder Ihre Website im besten Falle weiter empfehlen. Das beinhaltet aber auch kurze Ladezeiten, die Sie durch weboptimierte Fotos und Grafiken erreichen, wenn Sie sich weiter auf das Thema einlassen natürlich auch indem Sie den Browser-Cache nutzen ect. In diesem Zusammenhang habe ich folgendes festgestellt: Oft sehen Webseitenbetreiber dies als einmalig Herausforderung und bringen ihre Online-Präsens einmalig auf den neuesten Stand (manchmal sogar sowohl inhaltlich als auch technisch) und denken, damit sei es getan. Wenn man dann aber Monate oder gar Jahrelang nichts an der Seite tut, war die Mühe umsonst. Wenn Ihnen selbst Ihre Seite zu wenig wichtig ist, als dass sie kontinuierlich daran arbeiten: Warum sollte eine Suchmaschine Ihre Webseite für das „beste Ergebnis“ einschätzen?

SEO-Fehler 7: Die organische Suchergebnisseite als Werbefläche unterschätzen

Hiermit sind nicht Google Adwords gemeint, sondern es zu unterlassen die Snippets (das ist der angezeigte Text auf der Suchergebnisseite) nicht zu optimieren. Ein Snippet besteht aus den Meta-Tags „title“ und „description“, sowie der URL der jeweiligen (Unter-)Seite. Wenn Sie es geschafft haben, mit Ihren Artikeln oder Seiten auf der ersten Suchergebnisseite zu landen, sollten Sie darauf bedacht sein, dass Ihr Suchergebnistext besonders interessant daher kommt. Auch wenn es unter SEOs zu den nicht mehr erwähnenswerten Basics gehört: Denken Sie daran, dass dies der erste Eindruck bei „Suchenden“ und potentiellen Nutzern ist. Die CTR (Klickrate) ist auch einer der Ranking relevanten Faktoren. Vergessen Sie nicht einen „einzigartigen“ Titel und eine aussagekräftige Beschreibung zu hinterlegen, die den Nutzer dazu bringt Ihr Suchergebnis anzuklicken. Im Idealfall für jede Unterseite Ihres Webprojekts. Wenn Sie es darüber hinaus mittels Ihrer Inhalte die Absprungrate zu minimieren, sind Sie auf dem besten Weg.
In diesem Sinne: Schreiben Sie vor allem authentisch mit Leidenschaft und vermeiden Sie die gröbsten Fehler!
Viele Grüße
Kirsten Bringmann

P.S.: Diesen Artikel habe ich als Arbeitsprobe für eine Agentur geschrieben, die sich in der Endausscheidung für einen anderen Kandidaten (oder Kandidatin) entschieden hat. Sehr schade, aber passiert den besten unter uns ;) Ich habe ihn um Links/Screenshots aus meinem Arbeitsalltag ergänzt. Wenn Euch mein Artikel gefällt, hilft es mir bei der aktuellen Stellensuche sehr weiter, wenn Ihr ihn teilt, egal ob auf Twitter, FB, XING, LinkedIn oder gerne auch auf Eurem Blog verlinket.

Danke Euch und gute Rankings!